Schottern 2.0

Schottern 2.0

Schottern 2.0 - Lago Nero

Ich behaupte ja immer, das wenn man Reiseberichte schreibt, man so das Erlebte nochmal erleben wird. Jetzt beim Verfassen des 5. Teils, das Schreiben beginnt immer mit dem Sichten der Fotos, ich mache eine Vorauswahl, filtere über die Metadaten den jeweiligen Tag heraus, geh nun in die Auswahl und separiere die Fotos die ich zeigenswert erachte.

 

Heute beim Filtern der Fotos, ist mir überraschend aufgefallen, das gar keine Fotos von der Assietta dabei sind, sondern nur vom Lago Nero und seiner näheren Umgebung, die Assietta Fotos kommen tatsächlich erst am darauf folgenden Tag. Habe etwas drüber nachgedacht und bekomme so, dank der Fotos, meine Erinnerungen wieder richtig sortiert. Also kleiner Tipp: Reiseberichtschreiber die nicht fotografieren, sollten täglich ihre Notizen machen.

 

Das wir erst morgen die Assietta fahren werden, bedeutet demnach auch, das heute am 01.08. die Assietta geschlossen war, also erst am 02.08 wir diese fahren durften,  was gestern Abend in unserem urigen Albergo dazu führte, kurzentschlossen zu entscheiden, ohne Gepäck heute nur eine kleine Runde zu fahren. Der tatsächliche Plan für den 02.08. war nun Lago Nero, Sommeiler und Jafferau.

 

Foto: Albergo Locanda Allevé

Gestern Abend als wir auf dem Finestre standen, zog es sich am Himmel in kurzer Sichtweite mächtig zu. André versuchte per Telefon in einem Hotel unten im Tal, wo wir vor ein paar Jahren mal geschlafen hatten (Albergo Villa Plinia), drei Zimmer zu reservieren, es dauerte am Telefon erstmals lange Zeit, bis man jemanden fand, der englisch sprach und der konnte uns nur mitteilen, das er keine verfügbaren Zimmer mehr hatte.

 

Auch mehrere Versuch mit einer der Buchungs.app's blieben erfolglos, dass obwohl voller 3G Telefon Empfang vorlag. Es gab kein Internet und auch keine Ortung des Handy's war möglich, haben die da etwa nur einen Sendemast?

 

Also schnell runter ins Tal, wir machen es wie früher, einfach suchen. Unten im Val Chisone südlich der Assietta kam der Regen, wir zogen nur die Regenjacken über und wurden gleich ordentlich geduscht, so ging wenigstens der gesamte Staub des Tages wieder runter.

 

Ein paar kleine Dörfer entlang der Straße nach Sestriere später, irgendwie war nichts dabei an Hotels, wo wir alle drei der Meinung waren, ja das ist es. Aus Erfahrung weiß ich, je nasser und kälter man sich fühlt, um so schöner scheint einem das Hotel, dass verhält sich ähnlich wie Abends in einer Bar, je länger der Abend, so schöner die Menschen, letzteres hat nichts mit Wasser aber mit Alkohol zu tun.

 

So nass und kalt sind wir zum Glück noch nicht und André sieht in einem Verkehrskreisel, bei der Ortschaft Plan ein Schild stehen was rechts hinauf zu einem Albergo in Allevé hinweist.

 

Dort der erste Blick auf die Ruine, als wir da im Regen ankamen, war nicht so berauschend, nicht schon wieder runter denk ich aber das täuschte, erstens war das Albergo das Gebäude oben drüber und die hatten noch 3 Zimmer für 2 Nächte frei mit eigenem Restaurant im Gewölbekeller.

 

Wunderbar, aufs Zimmer, ausräumen, duschen, Wäsche waschen - war ja nicht viel und ab ins Restaurant.

 

Ich sag vorab nur SENSATIONELL.

Nein, es ist anders wie es links  aussieht, da war ich noch nüchtern.
Als der Chefkoch uns das Stück Fleisch präsentierte, hatte ich lediglich die Kamera noch falsch eingestellt.

 

 

 

 

Die Herrschaften unten in freudiger Erwartung

Da knabbern wir auch noch dran.

Unten:

Das war die Portion für uns alle drei, also nicht jeder bekam so ein Brett.

Dass war jetzt keine negative Kritik.

Rechts:

In Grappa eingelegte Zuckerwürfel, man durfte soviel lutschen wie man wollte.

 

Schluckimpfung könnte so schön sein.

Es folgte noch Dessert, Käse, Grappa pur ohne Zuckerwürfel, immer in Begleitung eines Rotweins

Espresso, noch ein Grappa pur und es war Schluss, Ende, Finish.

Good morning Alevé

 

Die Welt war wieder einigermaßen nüchtern und wir wieder hässlich aber trocken und

wäre ich nicht so ein penetranter Mensch, wären die beiden sicher da sitzen geblieben.

Jetzt aber, auf zum Lago Nero.

 

Einige male war ich hier in der Ecke um die Assietta herum, bis zum Lago Nero hat es mich irgendwie noch nie gezogen, passt daher sehr gut ihn heute mit einzubauen.

 

Runter ins Tal, wieder im Val Chisone fahren wir durch Sestriere und biegen dort am Stadtende nach Sauze di Cesana links ab. Der Strecke folgen wir bis kurz vor Bousson, wo es links rauf Richtung Lago Nero abzweigt. Eine breite, Anfangs geteerte, später geschotterte Straße.

Der Lago Nero wird auch mit PKW von Tagesausflüglern angefahren, dort direkt am See ist ein Albergo. Die Strecke hier rauf ist nicht sonderlich schwer, dennoch der Untergrund stellenweise recht locker.

Angekommen am Lago Nero, wir halten uns hier nicht auf und fahren weiter in die Höhe, bis zum Mont Lago Nero auf 2021m, vorher versuchen wir den Lago di Fontana Fredda zu erreichen, auf dem Weg dahin fahren wir auf ein Hochmoor zu (unten), ein kurzes Stück, breites, abgerissenes Abschleppseil zeugt von einem vermutlich geglücktem Bergungsversuch, so denn, das was gerettet werden sollte, ist nicht untergegangen.

Wir machen hier keine Experimente, nur eine kurze Pause und drehen um.

Bloß nicht weiter, sie kann viel, schwimmt aber nicht.

Am Mont Lago Nero Schild geht es nun Richtung  Col de Gimont der die Grenze von Italien und Frankreich markiert, von dort aus führt die Strecke bis zum Lago di sette Colori, einem italienischer Bergsee auf französischer Seite.

Den Chaberton mal von einer anderen Seite sehen, diese Ansicht hat mir bisher in meiner Sammlung gefehlt auch imposant.

Ab und an mal kurz auf Kai warten.

Kurz vorm Col de Gimont sticht mich der Hafer, ich mach eine Kehre und fahr den Anfangs recht steilen Pfad zur Cime de Saurel hinauf, kurz vorm Gipfel lass ich es gut sein, das letzte Stück zum Gipfel wäre für mich, wenn überhaupt, nur mit der Freeride zu erreichen. Mit der 690er verlässt mich hier der Mut oder ist es die Vernunft die sich meldet, das eine beißt sich vermutlich immer mit dem anderen.


Die letzten, leider sehr steilen etwa 20 Höhenmeter nehme ich per pedes in Angriff.

 

Meinen beiden Reisepartnern war selbst der Applaus zu viel, die nutzen die Gelegenheit und legten sich ins grün. Herr Mimoto kann ja für jeden ein paar Fotos mit abdrücken.

Cime de Saurel 2.451m, habe geschnauft wie eine alte Dampflok.

Ich kann es mir nicht anders erklären, als das es am Alkohol des letzten Abend gelegen haben muss, als ich André und Kai wieder soweit hatte und wir losfuhren, da haben wir bzw. ich, doch glatt die Fahrt zum sieben Farben See vergessen.

 

Wenigstens haben wir so einen weiteren Grund hier nochmal hinzufahren.

 

Ein weiterer Grund der aufkommenden Eile, der Wetterbericht hat ab Mittag mit Gewitter gedroht und die Wolken wuchsen und wuchsen bedrohlich schnell.

 

Runter sind wir bis zum Lago Nero gefahren wie wir herkamen, was im Nachhinein blöd war, da es eine direkte Verbindung von hier zum Colle die Bercia gab aber die Idee war Anfangs, im Auberge am Lago Nero was zu trinken, dort angekommen, war es aber so voll, das wir einfach weiter fuhren. Unterhalb am Colle Bercio vorbei bis nach Sagna Longa führte der Weg, dort in einem Hotel an einer Liftstation machten wir unser Mittagspause, beobachteten die Wolken in der Hoffnung, die dicken Brummer ziehen vorbei.

 

Pause beim Hotel Baita della Luna

Der Rest des Tages ist schnell erzählt, wir schafften es bis kurz vor die Auffahrt zum Jafferau, als über diesem, aus Richtung des Sommeillers, eine dicke dunkle Gewitterfront aufzog, Donner hörten und die ersten Tropfen auf dem Visier landeten, lies uns den Tag bereitwillig zu Ende bringen, auf schnellem Weg nach Alevé fahrend, dort am Hotel angekommen fing es gerade an zu Regen an. Punktlandung nenne ich sowas.

 

Zurückblickend war's genau richtig so wie es heute war.

 

Der Chefkoch kredenzte zum Hauptgang des Abendessens kleine 2cm große Teigkugeln mit dreierlei Fleischfüllung, Rind, Hase und Lamm, nein nicht 3 Sorten, sondern gemixt in einer Kugel. Was soll ich sagen, geschmacklich wirklich genial, im Vergleich der Portion zum Vorabend allerdings in Menge so, das man meinen könnte die werden in Gold aufgewogen. Machte aber nix, mit dem was es davor und danach gab waren wir auch so satt geworden. Mit dem Alkohol machten wir heute auch langsamer und ließen den Zucker weg.

 

Und Morgen geht es wirklich zur Assietta!

6. Film

Der Film startet als wir bereits oben beim Lago Nero sind.