Schottern 2.0 - Ligurische Grenzkammstraße

Der Tag nach der Maira-Stura beginnt in Delmonte.

 

Im Hotel Moderno haben wir die Nacht verbracht und nachdem wir im Ort selber kein vernünftiges Restaurant gefunden hatten, haben wir dort auch zu Abend gegessen.

 

Das Hotel Moderno hat mit modern soviel zu tun wie eine Buschtrommel mit einem Handy. Im Restaurant, besonders helle lindgrüne Wandfarbe versprüht den Scharm einer Leichenhalle, Ventilatoren hängen von der gut 4 Meter hohen Decke. Ein Servierwagen steht mitten im Raum mit irgendwelchen Zerealien, der sieht definitiv aus wie die in einem Krankenhaus aus den 60ern, fehlt nur noch der Liefers aus dem Münsterer Tatort.

 

Die Zimmer,  einfache Zimmer, alte Möbeln, ja sauber aber verwohnt. Letztlich das Essen war ok. Nicht falsch verstehen, die geben sich da Mühe haben aber keinen guten  visuellen Geschmack.

 

Wenn man Pech hat bekommt man das Zimmer von André, wenn er das Fenster öffnete dann schaute er ins geschlossene Raucherzimmer.

 

Was das Hotel-Niveau angeht haben wir uns heute am unteren Ende der Fahnenstange eingependelt, das sollte nochmal besser werden, man muss aber auch sagen, ist wohl das beste Hotel der Stadt.

 

Es soll hier in Delmonte was Hotel und Restaurants angeht geheime Tipps geben, wer die nicht kennt dem nur unser Tipp - weiter fahren.

 

Hotel Moderno, wenn sonst nicht's mehr geht schon ok. Ich schreib das nur so deutlich weil es uns tatsächlich emotional herunter gezogen hat.

Heute geht es Richtung Küste. Erstmal entlang der SS21 Richtung Col de Larche, nach etwa 12km fahren wir vor Ruviera von der Straße ab hinauf zum Col de la Lombarde und Isola2000.

 

Letztes Jahr im November bin ich aus den Pyrenäen kommend, ich hatte Liane, Steph und Max dort besucht, nach langer Zeit mal wieder über diesen Pass gefahren. Heuer ist auch ein erstes mal, nicht die Straße sondern den Schotterweg fahren wir hoch zum Lombarde und ich muss sagen, der war so langweilig wie er schwierig war.

 

Schwierig weil es überwiegend loser Schotter war, es war wirklich nicht schön heute morgen hier hoch zu fahren. Man musste ordentlich am Lenker halten, permanent versetzte die Katie im lockeren Kies und langweilig weil es von der Streckenführung, ja ich kann es nicht anders beschreiben, langweilig war.

 

Oben, Col de la Lombarde

Mag auch sein das gestern die Maira-Stura uns dermaßen verwöhnt hat das wir heute nur gelangweilt werden können. An sich sieht die Strecke doch ganz nett aus.

Andere Seite, da geht es weiter zum Isola2000, die Bunker verraten es, Col de la Lombarde ist ein Grenzpass wir sind wieder in Frankreich.

Kulinarisch lässt noch nichts auf Frankreich schließen

Aus welchem Cartoon kenn ich den?

Heute wird es richtig heiß. Zuhause herrschen schon seit ein paar Tagen Temperaturen nahe an den 40 Grad, wir hatten die Tage, auch dank der Höhe in der wir unterwegs waren, selten über 30 Grad, es war immer sehr angenehm, zumindest immer wenn wir den Fahrwind gespürt haben. Heute, es ist noch früh am Morgen oben über 2000 Meter und wir schwitzen schon, nicht nur wir wie man sieht.

Wir bleiben noch etwas hier bevor wir weiter fahren.

 

Es ist noch gar nicht so klar wo wir heute hinfahren, ich hatte eine Tour rüber zur Stadt Tende getackert. Über Saint-Martin-Vesubie weiter zum Col de Turini und dort sollte es entlang einer Schotterstrecke an den Resten des Fort Marth bis nach Breil-Sur-Roya gehen und dort rauf Richtung Tende, es sollte aber ganz anders kommen.

 

Wir fahren die Serpentinen hinunter nachdem wir Isola2000, einem hässlichen Retorten Skidorf hinter uns haben. Unten im Tal geht es rechts zum Bonette und links nach Nizza, wir müssen links in den Süden.

 

Es ist als bläst uns ein Föhn warme Luft ins Gesicht, ich erinnere mich an Sardinen, es war nicht unähnlich und ähnlich unerträglich.

 

Nach einigen Kilometern geht es links ab nach Valdeblore, eine wunderschöne kurvige Strecke liegt vor uns. Unten im Tal sieht man die Brücke die nach Ilones, dem Col de la Sinne und Pierlas führt, das ist aber eine andere Geschichte.

Am Wegesrand, Andre´hat Durst und Hunger ich hab auch nichts gegen eine Pause. Irgendwie ist heute die Luft raus.

Nicht das der Falsche Eindruck entsteht, die beiden Teller gehören zu André.

Betteln hat er perfektioniert, besser geht's nicht.

 

Tja, blöde das ich mein Fastentag hab und André ein sturer Bock und Hunger hat.

Wir schlagen hier wirklich Zeit tot. Irgendwie ist klar das wir nicht mehr weit wollen, nun ein schönes Hotel sehen und wir setzen den Blinker. Erst eineinhalb Stunden später fahren wir wieder los.

 

Nur wenige Kilometer, wirklich wenige Kurven später fahren wir durch Saint-Martin-Vesubie und da war es in der Ortsmitte, dieses schöne gewunschene tolle Hotel, nicht so ein Schuppen wie letzte Nacht, da will ich rein, brauche André nicht mal anschauen, ich weiß er will auch.

 

Tja wie das so ist, nicht nur dieses sondern alle Hotels im Ort waren ausgebucht. Urlaubszeit und die Franzosen wissen auch wo es bei ihnen schön ist.

Viele Kurven wollen wir heute nicht mehr fahren und das ist hier in dieser Ecke fasst nicht möglich. Lass uns an die Küste sag ich zu André, bis Menton und da ein Hotel mit Blick aufs Meer buchen.

 

Der ist einverstanden, ich suche was über die Buchungs.app, ich finde einen mondänen Schuppen, etwas außerhalb, fasst an der Grenze zu Italien, passt, ich buche. Daten ins Navi übertragen, schnellste Route auswählen und los.

 

Bei Saint-Martin-Du-Var kommen wir endlich auf die M6102, eine praktisch nur geradeaus und vierspurige Landstraße, alle paar Kilometer von einem Kreisel unterbrochen. Bis Nizza sind es gut und gerne 25km und es fühlt sich an als wären wir in einem Backofen unterwegs. Über die Autobahn blasen wir bis Menton und finden unser Hotel schon bald.

 

Menton - viel mondäner geht nicht.

Der Boss von dem Schuppen wollte uns anfangs unsere Zimmer gar nicht geben, war wohl mit dem bestätigten Preis nicht einverstanden den wir über Booking.com erhalten haben, wer da den Fehler gemacht hat weiß ich nicht aber wir hatten die Bestätigung von seinem Haus und er gab uns Zähne knirschend unsere Schlüssel.

 

Was ein Glücksfall, die Zimmer haben Klimaanlage - ich bin eigentlich kein Fan von Cool und Fan aber heute war ich das definitiv. Die lange Fahrt in der Hitze, ich fühlte mich als hätte ich Fieber. Selbst nach dem Duschen schwitzte ich sofort, unglaublich. Splitternackt - jetzt bitte kein Kopfkino - legte ich mich aufs Bett, die Klimaanlage war direkt über dem Bett in der Decke eingebaut und die kalte Luft streichelte mir die Hitze aus dem Fell, dabei hab ich gar keines.

 

Ich hätte hier auch durchschlafen können, bis morgen früh, war echt fertig und hab bis der Wecker sich meldetet gut 2 Stunden fest geschlafen. Gegen 19 Uhr trafen André und ich uns unten beim Empfang. Im Sportboothafen auf der anderen Straßenseite wäre ein gutes Restaurant, wir gehen hin. Erst gegen 20 Uhr machen die auf, wohl der Chef von dem Laden nimmt die Reservierung für uns beide entgegen, er fragt auf welchen Namen, André sagt André. Daumen hoch und gebongt.

 

Wir gehen noch ein wenig herum, schauen uns um. Ich würde ja gerne mal in die Altstadt von Menton, hätten wir sicher getan aber nicht bei diesen Temperaturen. Nach ein paar Hundert Meter fangen wir schon wieder an zu schwitzen (interessiert das eigentlich jemand von Euch?), in der Not gehen wir in einen kleinen Supermarkt und genießen die klimatisierten Räume. Damit wir nicht wie die Kältediebe hier auffallen kauf ich eine Tube Kleber, meine Kinnband von meinem neuen Helm ist sich am aufbrösseln und mit der Feuerzeugflamme  will das moderne Kunstgewebe nicht so recht verschmelzen, also versuch ich es später mal mit Klebstoff.

 

Es ist kurz nach 20 Uhr, wir sind am Restaurant, ein paar Gäste sitzen schon (das wird echt noch witzig deshalb schreib ich das alles), der Chefé sieht uns schon von weitem kommen und hebt die Hand und ruft laut: "Ondreeeeeee" als wären wir seine liebsten Gäste, zumindest Ondré.

 

Mitten drin sitzen wir, bestellen jeder eine Fischsuppe und als Hauptgang glaube ich, es war eine Pasta mit Muscheln.

 

Herr und Hund waren schon vor uns da.

 

Ab 21 Uhr ging es richtig los, ein Bentley mit Chauffeur fährt vor, der Fahrer öffnet die hintere Tür und zwei durch einige Schönheit's OP's entschönte Damen, stürmen ins Restaurant, Chefé steht schon bereit und die Knutscherei geht los. Links, rechts, links und wieder rechts. Er hat an dem Abend immer eine Stoffserviette in der Hand und wischt sich nach jeder Begrüßung und das werden noch ein paar sein, das Gesicht komplett ab, ist echt herrlich.

 

Was waren denn das für Matronen, Russen?  frag ich André. Er meint und ist sich wohl sehr sicher, das es Araber waren.

 

Ich denk nur, kein Wunder das die Zuhause immer zugedeckt werden. Sorry hab ich wirklich gedacht, die müssen doch auch mal in den Spiegel schauen bevor sie die Schlösser und Jachten verlassen.

Es wird noch besser!

 

André und ich sind schon beim Hauptgang, echt lecker bisher, haben auch einen sehr guten Weißwein erwischt und die Temperaturen sind mittlerweile ganz erträglich.

 

Es bildet sich nun langsam ein Stau an der Pforte, nicht jeder der kommt hat brav, so wie wir reserviert. einige müssen warten.

 

Dann kommt sie, Bellllllaaaaa, giftgrünes, vermutlich so ein Valentino Kleidchen, ein paar Blinker Highheels, ehrlich das waren locker 20cm Absätze, die sieht aus als wäre sie gerade für ein Vogue Shooting zurecht gemacht worden. Neben ihr steht so ein einen Kopf kleinerer Italiener, der grinst so breit das auch ja jeder seine weißen phosphoreszierenden Zahnreihen bewundern kann. Das ist hier wie im Film.

 

André schaut sich die Dame kurz an und meint nur trocken.: "Das ist ein Kerl." Um so länger ich mir die anschaue, ich glaub er hat recht. So nach geschlagenen 5 Minuten wird es dem Chefé mit dem ganzen italiano sing sang auch zu bunt und er schiebt das Paar zu ihrem Tisch wo sie sich brav setzen.

 

Ein Dessert noch, einen Grappa auf's Haus später, wir wollen jetzt Zahlen.

 

Es stehen gut und gerne nun 20 Gäste an der Pforte die hier ins "Theater" noch rein wollen und  es wäre für Chefé ein leichtes Platz zu schaffen.

 

Die wollen uns nicht abrechnen, erst  30 Minuten später bekommen wir die Rechnung. Chefé weiß wie es geht, er ruft noch ein Tschiiiiau André hinterher uns her und winkt grinsend.

 

Alleine wegen diesem Abend hat es sich gelohnt hier herzufahren.

 

Tiefgekühlt schlafe ich bald darauf ein.

 

 ***

Stand oben nicht was von LGKS, klar aber erst heute.

Ich hab sehr gut schlafen, das Frühstück hab ich schon hinter mir und packen wie jeden Morgen routiniert meine Taschen.

 

Als wir vor drei Tagen mit dem Kai in der Werkstatt waren hab ich mir dort eine Dose Kettenspray gekauft, die habt ich seit dem in meiner kleinen extra Rolltasche wo ich  u.a. die Regenjacke drin habe verstaut.

 

Ich zurre also wie jeden Morgen auf meine größere Gepäcktasche die kleine Regenrolltasche, die mit der Kettenspray. Zieh mich weiter an und als ich fertig bin und das Gepäck heben möchte, seh' ich das da durch das Gewebe der Regenrolltasche ein weißer honigartiger Schleim herausquillt, oh nein, ich denk schon die ganze Zeit ich hätte einen Tinitus, jetzt weiß ich wo das Pfeifen herkommt.

 

Die komplette Regenjacke, innen wie außen war voll verklebt mit diesem wirklich hervorragendem zähem Kettenfett. Die Jacke würde ich nie mehr sauber bekommen, lediglich die Rolltasche reinigte ich unter heißem Wasser und die Reste des Kettensprays in der Dose nehme ich noch mit. Meine treue Regenjacke lies ich im Müll verschwinden.

 

Ihr kennt dass, hat man Regenzeug dabei dann regnet es nicht, ihr könnt es Euch also  denken wie das heute ausgeht, so nass wie ich heute Nachmittag noch werde war ich noch niemals beim Motorrad fahren.

 

Noch ein paar Bilder vom Tag von der LGKS und dem Film dazu.

Wohl ein Notarzt, keine Ahnung was auf der Strecke los war. Danach kam die Gruppe Endurofahrer die man im Film sieht.

10. Film

Die LGKS - ligurische Grenzkammstraße